Herbstradler

Herbstradler

Der Herbst ist da. Ich freue mich, dass es endlich mal wieder regnet, das hatten wir alle nötig, von der Erde und den Pflanzen ganz zu schweigen. Der Sohn liebt Regen, die Tochter bekommt ihn erst jetzt so richtig bewusst mit, indem sie Gummistiefel trägt und durch Pfützen läuft und ich schaue ihm auch gerne zu.

Eigentlich sollte man annehmen, dass im Regen Fahrrad fahren unangenehm ist. Aber wenn ich weiß, dass nach der Fahrt sowohl meine Kleidung als auch ich Zeit zum Trocknen haben, finde ich es normalerweise tatsächlich nicht schlimm, manchmal macht es sogar Spaß. Doof ist es nur, wenn kalter Regen unter die Jacke kriecht oder die Hose oder die Ärmel an einem kleben. Normalerweise weiß ich aber vorher Bescheid, wenn es während der Fahrt stark regnen soll und ziehe mich entsprechend an. Und damit sind wir beim Nervpunkt: die gesteigerte Rüstzeit.

Bis etwa 19° bei trockenem Wetter brauche ich zum Radfahren: Hose, T-Shirt, Helm, Schuhe, vielleicht noch Sonnencreme. Das ist wirklich kein Aufwand beim Ankleiden.

Im Regen brauche ich zusätzlich: Regenjacke (dabei bedenken, dass sie eine Schicht Kleidung ersetzt), Rainlegs oder Regenhose. Alternativ benutze ich ein Regencape, das wird etwas umständlich über alles drüber gezogen, engt meinen Freiraum ein und schützt dafür vor Nässe von oben und erlaubt Lüftung von unten.

Je kälter es wird, desto mehr Schichten muss ich anziehen. Jede Schicht nimmt mir mehr Bewegungsspielraum und bedeutet zusätzlich Zeit zum Anziehen. Hinzu kommen die zusätzlichen Schichten der Kinder, wobei ich jedes Mal überlegen muss, ob das Verdeck offen oder geschlossen ist. Für mich bedeutet das bei um die 5°: Hose, vielleicht lange Unterhose, T-Shirt, Pulli, Winterjacke, Schal, Mütze, Helm, Handschuhe, Winterschuhe. Im Vergleich zum Sommer sind es mehr als doppelt so viele Kleidungsstücke. Kommt der Regen dazu, muss ich manchmal kreativ werden.

Das Wasser von oben ist wie gesagt nicht so unangenehm. Das auf der Straße ist eine andere Sache. Autos wirbeln Wasser auf, wenn es sehr nass ist und spritzen es auch über weitere Strecken durch die Luft. Auf dem Weg zum Supermarkt führt die Straße gut 50 Meter weit parallel zur stark befahrenen Landstraße, etwas unter deren Niveau. Nachdem es die ganze Nacht und den Morgen hindurch geregnet hat, war alles nass und das von den Autos aufgewirbelte Wasser wurde vom Wind direkt in mein Gesicht getragen. Zum Glück war das Verdeck geschlossen, sodass nur ich etwas davon abbekam.

Der See nach der Ampel links.

Über eine Ampel geht es dann über die Landstraße. Auf der anderen Straßenseite führt ein Weg, der von Radfahrern, Fußgängern und Anwohnern sowie Traktoren genutzt wird. Er ist ständig in Gebrauch, aber ziemlich kaputt. Bei nassem Wetter fällt es wegen der Pfützen noch mehr auf als bei Sonnenschein.

Der See nach der Ampel rechts.

Wenn man über die Ampel fährt und nach links abbiegt (schööön vorsichtig, hier wurde die Wegdecke auf dem Fahrradweg verschlimmbessert) breitet sich eine große Pfütze über dem Weg aus. Schon nach einem normalen Regen hat man hier keine Chance auszuweichen, links befindet sich der Graben, rechts ein Feld. Nach der Regenmenge dieser Nacht war nicht nur hier, sondern auch im weiteren Verlauf des Weges häufig Schrittgeschwindigkeit angesagt, damit meine Füße nicht nass werden. Die Ladefläche des Packsters sang, als das Wasser von unten dagegen spritzte, die Tochter war begeistert vom See. Das Wasser in den meisten der Pfützentümpel war durch die durchfahrenden Autos so trüb, dass ich nicht erkennen konnte, wodurch ich fuhr.

Wenigstens sah es gut aus.

Einmal wollte ich zwischendurch auf die Seite ausweichen, um ein hinter mir fahrendes Auto durchzulassen, ich wollte es nicht länger als nötig durch meine Schrittgeschwindigkeit ausbremsen. An der entsprechenden Stelle ist es im Sommer schwer auszuwichen, weil neben dem Beton des Weges lockerer Sand liegt und das Fahrrad dort zu schwimmen anfängt. Weil aber jetzt der Sand feucht war dachte ich, er würde besser zusammen halten – Pustekuchen. Der feuchte Sand stellte sich als tiefer Matsch heraus.

Obwohl es eine Fahrt mit Hindernissen war, war sie doch schön. Die Wolken am Himmel waren dramatisch, am Horizont konnte man sehen, wie es regnete, bei uns hingegen war es windig und hell. In den vielen Pfützen spiegelten sich die Bäume und der Himmel. Ein schöner Herbsttag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert